Ozeanversauerung in der Arktis

Wegen ihrer geringeren Temperaturen werden die Polarmeere als erstes von der Ozeanversauerung betroffen sein. Das kühlere Wasser nimmt mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf – während Gebiete um den Äquator das Treibhausgas sogar freisetzen.

Gelöste Salze puffern den Effekt der Versauerung ab. Aber wenn die Eisbedeckung schmilzt, sinkt der Salzgehalt, und das süßere Wasser versauert noch schneller. Zudem gibt schmelzendes Eis zusätzliche Wasseroberflächen frei, die ebenfalls Kohlendioxid aufnehmen können.

Die Nahrungsnetze der Arktis und Antarktis sind im Vergleich zu anderen Regionen unseres Planeten eher einfach. Simple Strukturen, die auf wenigen Schlüssel-Organismen wie den empfindlichen Flügelschnecken oder dem hochspezialisierten Polardorsch beruhen, sind verletzlicher als als artenreiche Systeme, in denen mehrere Organismen ähnliche Rollen innehaben und einander leichter ersetzen können.

BIOACID-Studien zufolge sind Flügelschnecken in der Arktis besonders im Winter von Ozeanversauerung bedroht. Das Wasser ist dann kälter und saurer als zu anderen Jahreszeiten, und die Tiere befinden sich in einer Ruhephase, in der sie sich-ändernden Umweltbedingungen noch schlechter entgegenwirken können. Weil Flügelschnecken in dieser Region im Jung-Stadium überwintern, könnten die Populationen rapide sinken.

Biologinnen und Biologen des Alfred-Wegener-Instituts beobachten, wie der Atlantische Kabeljau, der aufgrund steigender Temperaturen nordwärts wandert, in den Gewässern rund um Spitzbergen den dort heimischen Polardorsch bedroht. Kurzfristig könnte dies für einen steigenden Fischereiertrag sorgen – doch langfristig sehen die Forschenden in dieser Region keine Zukunft für den Atlantischen Kabeljau.

Ozeanversauerung, steigende Temperaturen, Eisschmelze und die Versüßung des Oberflächenwassers sind dabei, das Ökosystem in der Arktis zu verändern. Da in dieser Region viele Menschen vom Meer abhängen, könnten Veränderungen dort auch unmittelbarere Konsequenzen für Wirtschaft und Gesellschaft nach sich ziehen.

In diesem Video-Porträt berichtet Dr. Silke Lischka, Meeresbiologin am GEOMAR, weshalb Flügelschnecken in der Arktis besonders von Ozeanversauerung bedroht sind.


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