Die KOSMOS-Mesokosmen

Wie kleine schwimmende Pavillons sehen die KOSMOS-Mesokosmen im Einsatz aus. Von den Schwimmkörpern schauen dann nur noch die obersten anderthalb Meter aus dem Meer. Sie leuchten orange zwischen den Wellen, und ihr transparenter Dachschirm funkelt im Licht.

Als der Fotograf Nick Cobbing 2010 das Mesokosmen-Experiment in Spitzbergen besuchte, befand er: Wenn man Forschungsgeräte eigens dafür entwickeln würde, dass sie gut aussehen und helfen, das Thema Ozeanversauerung zu vermitteln – sie sähen ziemlich genau so aus wie die KOSMOS-Mesokosmen.

Doch natürlich gab eine Forschungsfrage den Ausschlag, die Mesokosmen zu entwickeln: Nachdem Laborarbeiten erste Erkenntnisse zu den Auswirkungen der Ozeanversauerung auf einzelne Arten gebracht hatten, wollten Forschende ermitteln, in wieweit sich die Ergebnisse auf Lebensgemeinschaften in ihrem natürlichen Umfeld übertragen lassen. Es galt, einen Teil des marinen Ökosystems zu isolieren, möglichst viele Bedingungen im heutigem Zustand zu belassen, aber den Versauerungsgrad auf Werte anzuheben, die für die Zukunft prognostiziert werden. Ein Riesen-Reagenzglas musste her!

So entstand Anfang der 2000er Jahre in Kiel das KOSMOS-System. Die Abkürzung KOSMOS steht für Kiel Off-Shore Mesocosms for Ocean Simulations, Kieler Küsten-Mesokosmen für Ozean-Simulationen.

Die neun Versuchseinheiten bestehen jeweils aus sechs siebeneinhalb Meter hohen Schwimmkörpern, zwischen denen ein zylindrischer Sack mit einem Durchmesser von zwei und einer Länge von bis zu 25 Metern hängt. Zu seinem jeweiligen Einsatzort gelangt das KOSMOS-System per Forschungsschiff.

Wenn die Geräte mit einem Kran von Bord ins Wasser gehievt werden, sind die Säcke noch wie eine Ziehharmonika zusammengefaltet. Beim Herunterlassen schließt jeder Sack eine Wassersäule samt allen darin lebenden Plankton-Organismen ein. Am unteren Ende wird eine Art großer Trichter befestigt: die Sedimentfalle, die alles herabsinkende Material aus dem Inneren des Mesokosmos’ auffängt.

Die „Spinne“ sorgt dafür, dass die Zukunft in den Mesokosmen Einzug hält: Mit Kohlendioxid gesättigtes Wasser wird durch die 80 dünnen Kunststoffröhrchen des anderthalb Meter breiten, stacheligen Geräts in die Mesokosmen gepumpt, bis sie die gewünschte Konzentration erreichen. Dann kann die Probenroutine beginnen…

In diesem Video-Porträt berichtet Prof. Ulf Riebesell, Meeresbiologe am GEOMAR und Koordinator des Projekts BIOACID, von der Entstehung und den Einsätzen der KOSMOS-Mesokosmen, die für ihn jedesmal ein Highlight seiner Arbeit darstellen.