Cyanobakterien: Spaßverderber am Strand

Fallbeispiel

Zu den Organismen, die vom Ozeanwandel profitieren, gehören auch Cyanobakterien. Obwohl weder blau noch Algen, sind sie oft besser als „Blaualgen“ bekannt. Während andere Arten schon bei geringer Erwärmung ihr Existenz­-­limit erreichen, gedeihen Cyanobakterien der Art Nodularia spumigena bei erhöhten Kohlendioxid-Konzentrationen und Temperaturen ab 16 Grad Celsius hervorragend. Die mikroskopisch kleinen, Fäden bildenden Bakterien nehmen Stickstoff aus der Luft und das in der Ostsee reichlich vorhandene Phosphat auf und verarbeiten beides zu organischem Material. Im Sommer, wenn ihr Wachstum zur Blüten­bildung angeregt ist, können sie über 60.000 Quadratkilometer große Teppiche auf der Wasser­oberfläche bilden. BIOACID-Experimente legen nahe, dass das Zusammenspiel aus zunehmendem Sauerstoffmangel, Ozeanversauerung und Erwärmung die Produktion von Biomasse bei den Cyanobakterien noch steigern wird. Unterhalb der Bakterienmatten haben andere Photosynthese treibende Organismen das Nachsehen: Ihnen fehlt das nötige Licht für ihr Wachstum. Am Meeresboden verbraucht der Abbau größerer Mengen abgestorbener Cyanobakterien mehr Sauerstoff – was das Leben in der ohnehin sauerstoff­armen Ostsee weiter beeinträchtigen kann.

Am Strand herrscht bei Blaualgenblüten oft Badeverbot, denn Nodularia spumigena setzt die Giftstoffe Microcystin und Nodularin frei. Diese können Haut und Augen reizen oder für Übelkeit sorgen. Bei kleineren Meerestieren und Fischen führen die Gifte sogar zu Leberschäden.

Mehr über BIOACID-Forschung zu Cyanobakterien im Video-Porträt über Dr. Nicola Wannicke.


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